양가감정 옴니버스-낯선 대화
Ambivalanz Omnibus-Fremder Dialog

Ambivalenz-Omnibus : Fremder Dialog

Das Projekt Ambivalenz-Omnibus: Eine Omnibus-Serie widmet sich den mitunter widersprüchlichen Emotionen und inneren Erfahrungen des Menschen – und untersucht, wie diese im Austausch mit dem Anderen aufeinandertreffen oder nebeneinander bestehen können. Ziel der Serie ist es, durch vielfältige Formen künstlerischer Zusammenarbeit und mediale Experimente Fragen von Identität, Emotion und kultureller Distanz sichtbar zu machen. 

Ein Kapitel dieser Serie, Fremder Dialog, ist ein malerisches Experiment, das in Echtzeit gemeinsam von dem deutschen Künstler Lukas Thein und dem koreanischen Künstler Choi Euncheol auf den Bildflächen realisiert wurde. Die Arbeit entfaltet sich im Spannungsfeld ambivalenter Begriffe: Die Künstler reichen einander Bildmotive weiter und reagieren wechselseitig darauf – es entsteht ein neuer, dynamischer Fluss der Wahrnehmung. Durch Überlagerungen, Auslöschungen und sich wiederholende visuelle Elemente wird die Bildfläche zum Resonanzraum von Interpretation und Wahrnehmung. Diese Zusammenarbeit basiert auf gleichzeitiger Intervention – Spuren des jeweils Anderen werden aufgenommen, transformiert und in eine organisch offene Richtung weitergeführt.

Albrecht Dürer and the Art Treasures from Korea 

In einem weiteren Kapitel, Albrecht Dürer and the Art Treasures from Korea, begegnen sich zwei unterschiedliche kunsthistorische Linien und ästhetische Prägungen. Choi konzentriert sich auf die feinen, präzisen Linien in Dürers Porträts und Druckgrafiken, während Lukas Thein die formale Strenge und harmonische Ausgewogenheit der nationalen Schätze aus dem vereinten Silla-Reich aufgreift. Was zunächst gegensätzlich erscheint, findet über das gemeinsame Empfinden von „Natur“ zu einem rhythmischen Einklang. Ganz im Sinne von Dürers Aussage „"Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur. Wer sie heraus kann reißen, der hat sie“, liegt auch der Kunst Sillas eine tiefe Wertschätzung der natürlichen Ordnung und Harmonie zugrunde. Dieses Projekt visualisiert genau diese sinnbasierte Verbindung. 
Die Arbeit folgt dem Prinzip des „Neu-Verwebens von Bildern: Dürers Linearität trifft auf die Formensprache der Silla-Kunst – beide verschmelzen auf dem Papier zu neuen visuellen Rhythmen. Es geht nicht um das bloße Nebeneinanderstellen von Motiven, sondern um einen Prozess, in dem Malerei ihre eigene Entstehung reflektiert. Die Serie versteht sich nicht als abgeschlossenes Werk, sondern als fortlaufende Sammlung wandelbarer Fragmente: Jedes Bild kann dekonstruiert und in neuer Form zusammengesetzt werden. Das Publikum erlebt keinen festen Endpunkt, sondern einen offenen Prozess, der zur eigenen Deutung einlädt.

Koexistenz im fremden Dialog 

Ambivalenz-Omnibus ist kein bloßes Abbild emotionaler Narrative. Vielmehr versucht jede Arbeit, bestehende Erfahrungen in Bilder zu übersetzen, sie zu durchkreuzen, aufeinandertreffen zu lassen – und doch gemeinsam auf einer Fläche bestehen zu lassen. Es geht nicht darum, eine fertige Botschaft zu vermitteln, sondern einen Prozess offenzulegen, in dem Beziehungen, Emotionen und Bilder sich ständig neu formen.  Kulturelle Distanzen, sprachliche Lücken, emotionale Kollisionen – all diese Brüche werden in diesem Projekt zu Spiegeln füreinander, zu Zwischenräumen, in denen Überlagerung möglich wird. Ambivalenz ist nicht das Überwinden von Differenz, sondern ein Zustand, in dem Verschiedenheit angenommen wird und koexistiert. Diese Arbeiten kartieren behutsam das Terrain komplexer, feinsinniger Gefühlslandschaften – und öffnen den Raum für eine Malerei, die Empathie, Interpretation, Widerspruch und Akzeptanz zugleich zulässt. 
                             
                                                                                                        Ein Gemeinschaftsprojekt von Lukas Thein & Choi Euncheol